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Das Thema vorbereiten

Der erste Schritt bei der Planung eines Gedenktags über die deutsche Geschichte liegt in der Vorbereitung auf das Thema des Gedenktages, denn die deutsche Geschichte zieht sich über viele Jahrhunderte hin. Natürlich bilden der Zweite Weltkrieg und der Holocaust das tragischste, und viele würden sagen gewichtigste Thema, in unserer Geschichte, weshalb sie auch das dankbarste Thema darstellen, aber eben nicht das einzige. Auch im Zuge des Strebens nach einem „Platz an der Sonne“, wie Wilhelm II. das Eintreten des Deutschen Reichs in den Wettlauf um die Kolonien nannte, gab es Untaten, die eines Gedenkens angemessen sind. Aber auch die deutsche Teilung, Industrialisierung, das Mittelalter und die Antike bringen spannende Themen mit sich, derer Sie sich annehmen können, wenn Sie Ihren Gedenktag erfolgreich planen wollen.

Inspirationen für den Gedenktag

Auch hier können nur exemplarisch einige mögliche Themen behandelt werden, um Ihnen Anregungen zu geben. Wollen Sie also einen Gedenktag erfolgreich planen, sollten Sie zu den einzelnen Themen wichtige Fragen hinsichtlich möglicher Aktivitäten beantworten und nach Orten suchen, die Sie mit Ihrer Gruppe besichtigen könnten, um die Geschichte erfahrbar zu machen. Eine Frage, die jedes Thema betrifft, ist dabei: Welche Experten kann ich einladen? Wenden Sie sich hierzu am besten an den Lehrstuhl für Geschichte der nächstgelegenen Universität oder die Trägerschaften der Gedenkstätten, die Sie besuchen möchten. Dennoch haben wir Ihnen nachfolgend einige Tipps für verschiedene Anlässe von Gedenktagen zusammengefasst:

Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und Holocaust

Zur NS-Diktatur und ihren Opfern finden sich leider überall in Deutschland stumme Zeugen und Mahnmale. Es ist gewiss das wichtigste Thema des Gedenkens in der deutschen Geschichte. Beantworten Sie sich als Vorbereitung auf das Event folgende Fragen:

  • Gibt es in der Nähe Gebäude und Gedenkstätten, die eine Rolle im Dritten Reich spielten – z. B. ehemalige Konzentrationslager, Vernichtungslager, Gefängnisse, Tagungsorte der NSDAP?
  • Wo in Ihrer Stadt befinden sich nach NS-Opfern benannte Plätze oder Stolpersteine? Was ist die Geschichte dahinter?
  • Können Sie eine Begegnung mit Angehörigen von Opfergruppen organisieren, um mehr über die von den Nazis verfolgten Kulturen zu erfahren? Wo befindet sich die nächste Synagoge oder eine Siedlung der Sinti oder Roma?
  • Gibt es noch Zeitzeugen, die bei dem Gedenktag sprechen könnten? Opfer und Überlebende? Vielleicht sogar Täter im weitesten Sinne, die zu sprechen bereit sind? Wie stelle ich Kontakt zu diesen Menschen her?
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Einige wichtige Gedenkstätten in Deutschland

  • KZ Dachau. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Dachau Concentration Camp Memorial Tour?
  • Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin
  • Reichsparteitagsgelände in Nürnberg
  • Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund
  • NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
  • KZ-Außenlager Husum-Schwesing

Deutsche Teilung und DDR

Aufgrund der relativen zeitlichen Nähe bildet die DDR gewiss das sensibelste Thema, zumal hier die klare Distanzierung vom Leben in der Diktatur schwerer fällt. Achten Sie daher auf eine deutliche Differenzierung vom Leben unter der SED-Diktatur und der Diktatur selbst, von Stalinismus als sozialistisch geprägter Diktatur und der davon klar zu trennenden Idealvorstellung des Kommunismus und auch von der SED damals und der Linken heute. Andernfalls ziehen Sie womöglich den Unmut einiger Teilnehmer auf sich. Lohnenswert ist ein entsprechender Gedenktag natürlich primär in der ehemaligen DDR.

Fragen

  • Wo in der Nähe befinden sich ehemalige Grenzübergänge, Bunker oder Stasi-Gefängnisse?
  • Wie können Sie Kontakt zu Zeitzeugen und möglichen Opfern der Diktatur in der DDR herstellen?
  • Können Sie Menschen, die in den Diensten der DDR standen, als Zeitzeugen und Gastredner gewinnen, um auch die Gegenperspektive festzuhalten?
  • Was aus dem Alltagsleben in der DDR können Sie unter Umständen als Anschauungsmaterial beibringen?

Auswahl sehenswerter Gedenkstätten

  • Gedenkstätte Berliner Mauer
  • Kapelle der Versöhnung in Berlin
  • Nationaldenkmal Skulpturenpark Deutsche Einheit bei Eußenhausen und Henneberg
  • Freilichtmuseum Mödlareuth
  • Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden

Kaiserreich, Imperialismus, Kolonialgeschichte und Erster Weltkrieg

Das Kaiserreich und dabei insbesondere die Herrschaft von Wilhelm II. zeichnete sich durch Militarismus und Nationalismus aus und war der fruchtbare Nährboden für das Dritte Reich. Im Zuge der Kolonialisierung kam es zu viel Raubbau, aber auch zum ersten von Deutschland verübten Genozid an den Herero und Nama.

Fragen

  • Wo befinden sich Denkmäler aus der Kaiserzeit – z. B. Reiterstandbilder Wilhelms II., Bismarcktürme etc.?
  • Gibt es in Ihrer Stadt nach wie vor Straßen oder Plätze mit Namenspaten aus der Kolonialzeit?
  • Wie können Sie Kontakt zu Verbänden der Herero oder Nama herstellen? Könnte von denen ein Gastredner bei dem Gedenktag sprechen und Fragen beantworten?
  • Existiert in der näheren Umgebung ein Museum, das Kunst aus den ehemaligen Kolonien ausstellt? (Wichtig: Die Problematik dahinter thematisieren)

Auswahl wichtiger Gedenkstätten in Deutschland

Anders als beim Nationalsozialismus steht die Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit dem Kaiserreich in weiten Teilen noch aus, weshalb man stets bedenken muss, dass viele diesbezügliche Denkmäler und Museen selbst recht problematisch sind.

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  • Kyffhäuserdenkmal
  • Niederwalddenkmal bei Rüdesheim am Rhein
  • Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica
  • Völkerschlachtdenkmal in Leipzig
  • Waldersee-Denkmal in Hannover
  • Humboldt Forum in Berlin
  • Übersee-Museum in Bremen

Industrialisierungszeitalter

Das späte 18. und das 19. Jahrhundert bildeten die Zeit der Industrialisierung, waren aber auch die Geburtsstunde eines deutschen Nationalstaatsgedanken, der Demokratiebewegung in Deutschland und als Antwort auf die Ausbeutung der Arbeiterklasse des Sozialismus/Kommunismus von Marx und Engels. Gerade diese Schattenseite des technologischen Fortschritts ist eines Gedenkens wert.

Zusammenarbeit mit Museen

Überlegen Sie sich, ob sich in der Nähe noch alte, vielleicht stillgelegte Industrieanlagen aus dem 19. Jahrhundert befinden, die man besichtigen könnte. Eventuell gibt es auch Museen mit entsprechenden Ausstellungen in Ihrem Umland, derer Hilfe Sie sich bedienen könnten. Alternativ können Sie auch auf andere wichtige Museen und Besichtigungsstätten zurückgreifen, um weitere Informationen und Materialien für den Gedenktag zu erhalten. Dafür eignen sich zum Beispiel folgende:

  • Deutsches Bergbau-Museum Bochum
  • Zeche Zollverein in Essen
  • Landschaftspark Duisburg-Nord
  • Deutsche Salzmuseum / Industriedenkmal Saline Lüneburg
  • Ferropolis bei Bitterfeld
  • Frohnauer Hammer
  • LWL-Freilichtmuseum Hagen

Mittelalter

Man spricht nicht ohne Grund vom Dunklen Mittelalter. Es war eine trostlose Zeit, in der sich die Gesellschaft zunehmend im Würgegriff von Adel und Klerus befand. Gerade Letzterer verhinderte etwa 1000 Jahre lang jeglichen Fortschritt und ist für viele erinnerungswürdige Verbrechen verantwortlich.

Planung

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Beantworten Sie sich die folgenden Fragen, um Ihren Gedenktag vorzubereiten:

  • Wo in Ihrer Heimat befindet sich die Altstadt? Gibt es dort historische Stadtführungen?
  • Wo waren welche Gewerbe ansässig? Tipp: Alte Straßennamen verraten dies oft.
  • Stehen im Umland noch alte Befestigungsanlagen wie Teile einer Stadtmauer oder Burgen?
  • Welche anderen Gebäude aus dem Mittelalter stehen noch, etwa Kirchen und denkmalgeschützte Wohnhäuser?
  • Gab es wichtige Ereignisse in der Stadtgeschichte, über die Sie informieren könnten?

Vor allem in historischen Burgen gibt es zahlreiches Informationsmaterial, welches Sie für Ihren Gedenktag nutzen könnten oder an welchem Sie sich orientieren könnten. Vielleicht befindet eine bekannte Burg Deuschlands in Ihrer Nähe?

Antike

Ein Gedenktag zur Antike dürfte sich von Metropolen mit entsprechenden Museen (Pergamonmuseum und Ägyptisches Museum in Berlin etwa) vor allem in linksrheinischen Teilen Deutschlands (also westlich des Rheins) lohnen, die von den Römern besetzt waren. Recherchieren Sie, wo sich noch Teile antiker Befestigungsanlagen befinden und wie Ihre Heimat früher besiedelt war. Gab es vielleicht sogar bedeutende Schlachten in Ihrer Region? Auch hier lohnt sich der Kontakt zu Museen und Historikern.

Einige Orte, deren Besichtigung empfehlenswert ist

  • Archäologische Park Xanten (APX)
  • Römisch-Germanisches Museum in Köln
  • Limesmuseum Aalen
  • Archäologischer Park Cambodunum in Kempten
  • Pergamonmuseum in Berlin

Programmgestaltung und Planung der Veranstaltung

Die Programmpunkte sinnvoll verknüpfen

Ausgangspunkt Ihrer Planung sollten die Stätten sein, die besichtigt werden sollen, denn diese sind das Einzige, was örtlich unverrückbar ist. Die Orte, die Sie mit Ihrer Gruppe besuchen wollen, sollten nicht zu weit auseinanderliegen. Wenn Sie wissen, was besichtigt werden soll, sollten Sie sich informieren, ob es vor Ort (gerade Museen verfügen hin und wieder über eigene Tagungsräume) oder in der Nähe Räumlichkeiten gibt, wo Sie mit Ihrer Gruppe für Vorträge und Frage-Antwort-Stunden von und mit Experten und gegebenenfalls Zeitzeugen zusammenkommen können. Ja, Vorträge vor Ort machen mehr Eindruck, aber Sie müssen auch die Kondition Ihrer Teilnehmer bedenken.

Pausen einplanen

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Nicht jeder kann und möchte stundenlang im Stehen komplizierten Vorträgen lauschen. Zumal körperliche Anstrengung auch die Konzentration beeinträchtigt und es manchen schwerer fallen könnte zu folgen. Kurze Erklärungen am Ort des Geschehens sind natürlich sinnvoll und wichtig, aber in der Kürze liegt die Würze. Berücksichtigen Sie das auch bei der sonstigen Planung und wechseln Sie aktive und passive Parts geschickt ab. Ihre Teilnehmer müssen auch zur Ruhe kommen können. Es gibt einen guten Grund, warum Schulstunden 45 Minuten dauern, denn das ist in etwa das Intervall, in dem unser Gehirn Pausen braucht. Das Zeitintervall dient dabei natürlich als grober Richtwert. Überhaupt sollten Sie stets einige Minuten Puffer einplanen, denn es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die Verzögerungen mit sich bringen können.

Thematischer Aufbau

Ein weiterer Aspekt bei der Planung des Ablaufs sollte aber auch der thematische Aufbau sein. Am besten beginnen Sie mit einer kurzen Einführung ins Thema, die allgemein den Rahmen für den Gedenktag vorgibt. Danach ist – solange es sich nicht mit anderen Faktoren beißt – sicherlich eine chronologische Abarbeitung der einzelnen Ereignisse, derer Sie gedenken möchten, sinnvoll.

Ein paar Tipps zu den Vorträgen

Natürlich haben Sie wegen der Experten und Zeitzeugen, die Sie laden nur bedingt Einfluss auf die Vorträge, dennoch ein paar Tipps: Viele halten sich bei historischen Themen sehr an Zahlen und Daten auf. Obwohl eine grobe historische Einordnung wichtig ist, sollten Sie stets bedenken, dass Zusammenhänge und auch das Nachempfinden der Lebenssituation der Menschen früher die Faktoren sind, die ein wirkliches Verstehen bei Ihren Zuhörern bewirken. Die emotionale Komponente ist wirklich nicht zu vernachlässigen, denn Menschen behalten und verinnerlichen Dinge viel stärker, wenn sie emotional involviert sind. Das macht reale Schauplätze und Erlebnismuseen als Besichtigungsorte auch so viel besser als bloße Ausstellungen.

Das leibliche Wohl

Bei allem Gedenken sollten Sie das leibliche Wohl Ihrer Teilnehmer nicht vergessen. Verfügen der Tagungsort, die Gedenkstätte oder das Museum über so etwas wie ein Café oder Restaurant? Wenn nicht, sollten Sie Sorge tragen, dass in der Nähe eines ist, wo Ihre Teilnehmer in einer Pause einkehren können. Während Essen sich aber halbwegs planen lässt, gilt das für Toilettengänge nicht. Als Veranstalter sollten Sie stets wissen, wo in unmittelbarer Nähe sich sanitäre Einrichtungen befinden. Damit kommen wir auch zum letzten, aber vielleicht wichtigsten Schritt:

Alles persönlich abklären

Der vermutlich häufigste, größte und zugleich am einfachsten zu vermeidende Fehler, den viele, die einen Gedenktag erfolgreich planen wollen, machen: Planen, ohne je vor Ort gewesen zu sein. Sehen Sie sich jeden Ort, den Sie besuchen wollen, einschließlich Veranstaltungsräumen, Gastronomie und sanitären Einrichtungen, vorher persönlich an. Im Internet und Broschüren kann viel stehen, Sie müssen sich über die Zustände vor Ort vorab persönlich kundig machen. Angebotene Führungen sollten Sie einmal mitgemacht haben. Auch mit den Gästen sollten Sie im Vorfeld persönlich ein eingehenderes Gespräch führen, um zu wissen, was diese erzählen möchten.